Bei diesem Titel handelt es sich um einen Kult gewordenen Film mit Bill Murray aus dem Jahr 1993, in welchem der Protagonist immer und immer wieder den gleichen Tag durchleben muss. In der Wiener Verkehrspolitik könnte man manchmal den Eindruck gewinnen, dass es sich um eine Episode aus diesem Film handeln könnte, denn wenn Straßen umgestaltet werden, oder noch viel schlimmer, wenn zum Beispiel Parkplätze wegfallen könnten, wiederholt sich das immer gleiche Procedere.
Immer gleiches Procedere
- Die Stadt entscheidet den Umbau der Straße (es fallen potenziell Parkplätze weg).
- Sofort schreien ÖVP und/oder FPÖ, fallweise auch die (Bezirks-)SPÖ auf: Skandal! Verkehrsschikane! Autofahrermobbing! Parkplatzvernichtung! Rot-Grün fährt drüber!
- Eilig werden Pressekonferenzen einberufen.
- Der Boulevard greift das Thema wohlwollend auf. Tags darauf wird in dicken Lettern in besonderer Dramatik darüber skandalisiert.
- Leserbriefe von "Wutbügern" werden veröffentlicht, ein Shitstorm losgetreten, Hasspostings in "Sozialen Medien" veröffentlicht.
- Ist man bei diesem Punkt angelangt gibt es nun zwei Szenarien: Variante 1: Man rudert teilweise zurück und einigt sich auf eine "Österreichische Lösung", soll heißen, keiner bekommt eigentlich das was er will, das Langzeit-Provisorium wird realisiert. Das Problem, welches man mit der Umgestaltung lösen wollte, bleibt bestehen. Variante 2: Das Projekt wird wie geplant durchgeführt. Bei Baubeginn formieren sich "besorgte Wutbürger". Das Thema wird vom Boulevard weiter ausgeschlachtet.
- Bei Realisierung der Variante 2 steht die gefühlte Mehrheit dem Projekt kritisch gegenüber.
- Ist das Projekt umgesetzt, vergehen ein paar Wochen oder Monate. Die Kritik schwindet. Die echte Mehrheit begrüßt die Änderung, selbst ein Großteil der Kritiker verstummt langsam und freundet sich mit der Änderung an.
Murmeltiertage - Mariahilferstraße
Das Procedere erinnert an die Mariahilferstraße? Klar, auch hier gibt es weiterhin einige, die dem Projekt nichts abgewinnen können, manche von ihnen mögen sogar gute Gründe haben. Klar ist aber auch: Selbst, wenn der Rückbau in die "Mariahilferstraße Alt" kostenlos bewältigbar wäre, gebe es dafür keine Mehrheiten, denn der Großteil der Leute möchte keine Dauerstaus, Lärm und Hupkonzerte beim Bummeln mehr erleben.
Was wir aus der Mariahilferstraße gelernt haben: Kritik an Entscheidungen der Stadt kann, darf und soll artikuliert werden, vor allem dann, wenn sie wirklich gerechtfertigt ist (Wem das Deutungsrecht für "gerechtfertigt" zukommt, steht wieder auf einem anderen Papier). Während ein Teil der Kritik durchaus gerechtfertigt war, war der Großteil dann doch übertrieben und hochgespielt. Schlussendlich ist die Akzeptanz zum Umbau so hoch wie noch nie.
Murmeltiertage - Wipplingerstraße
Anderer Schauplatz. Diesmal im ersten Bezirk von Wien und in deutlich kleiner Dimension, aber dennoch, das Procedere ist gleichgeblieben und in Gang gesetzt worden: Denn als die Stadt Wien und die Bezirksvorstehung des ersten Bezirks nach längeren Verhandlungen sich nicht einigen konnten, wie ein neuer Radweg durch die City geführt werden sollte, entschied man es kurzerhand auf Stadtebene. Im Herbst soll ein Radweg auf der Wipplingerstraße zur Entlastung des überfüllten Ring-Radweges entstehen.
Die Gegenreaktion dauerte nicht lange, die Einladung zur Pressekonfernz folgte schon am nächsten Tag. Vermutlich wird man ab Montag im Boulevard davon lesen können, auch die Überschriften stehen schon jetzt fest. Die Wutbürger werden zu kommentieren beginnen. Das beschriebene Procedere läuft ab.
Exit Strategie für Murmeltiertage?
Die Wipplingerstraße ist eine vertane Chance aus dem Murmeltiertag-Procedere auszusteigen.
Erst im Juli veröffentlichte das "European Transport Saftey Council" einen Bericht zum Thema "The European Union's role in promoting the safty of cycling". In eben diesen Bericht ist Österreich am letzten Platz gelandet, während sich in vielen Ländern die Sicherheit für Radfahrer verbessert hat, ist die Sicherheit in unserem Land sogar zurückgegangen. Es gibt über 15% mehr getötete Radfahrer.
Verbesserungen an der veralteten und unterdimensionierten Radinfrastruktur sollten unterstützt und schon gar nicht verhindert werden. Die vom ersten Bezirk vorgeschlagene "Österreichische Lösung" über Börsengasse, Concordiaplatz, Salzgries, Vorlaufstraße, Marc-Aurel-Straße ist nicht nur nicht intuitiv, sie ist vor allem auch gefährlicher.
Im Sinne einer vitalen Stadt sollte man in erster Linie auf die Sicherheit seiner Bürger Rücksicht nehmen, im Großen oder wie auf der Wipplingerstraße auch im Kleinen. Nicht jeder Umbau einer Straße bedarf gleich einen Skandal. Man könnte auch mal versuchen, den schnell verstummenden Proteststurm zu überspringen und gleich zur Akzeptanz überzugehen, ich bin Optimist und behaupte das ist möglich!
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