Seit dem 16. August gibt es Sie, die zweite Version der Mariahilferstraße, der wichtigsten Einkaufsstraße Österreichs. Der Start verlief bis dato aber recht holprig: Verirrte Autofahrer, unklare Färbungen am Boden, Radler die es mit dem Schritttempo nicht ganz so genau nehmen und die rote Ampeln mehr als Vorschlag ansehen oder Fußgänger die auf der Busspur flanieren und auch die streikenden Busfahrer. Ein Lokalaugenschein.
Ein Lokalaugenschein
Vorort wird schnell klar: Diese Situation ist neu. Für alle. So verirren sich immer noch einzelne Leute mit dem Auto auf die Fußgängerzone, welche von sogenannten "Begegnungszonen" umschlossen ist, wo Autofahren bei 20km/h allerdings wieder erlaubt ist.
Auch Radler haben so ihre Schwierigkeiten. Gilt in der Begegnungszone 20km/h sind es in der Fußgängerzone nur 5km/h also Schrittgeschwindigkeit. Als ich mir die Situation am Montag angesehen habe, musste ich feststellen, dass sich kaum jemand daran gehalten hat. Auch die Ampeln wurden trotz Anwesenheit der Polizei eher ignoriert.
In der Fußgängerzone ist übrigens das Radfahren erlaubt und es gibt Radstreifen für Radfahrer, diese sind allerdings nur als "Vorschlag" gedacht. Busse gibt es übrigens auch (noch) in der Fußgängerzone, die des 13A. Der hat seine eigene Busspur, auf der eigentlich nur das Queren erlaubt ist.
Ganz klar ist das aber so niemanden, wo man was machen darf und was verboten ist. Am Bild oben gehen die Leute auf der Busspur und Radfahrer fahren eben gegen diese.
Auch die in den Vatikan-Farben gehaltene weiß-gelbe Linienführung passt noch nicht so in das Bild der Parkplatzsuchenden. 25 neue Anrainerplätze wurden neu geschaffen, 300 Parkplätze gingen jedoch bei der Neugestaltung verloren.
Strafen für Falschparker gibt es noch nicht, stattdessen werden noch Informationsblätter an die neuen Falschparker ausgeteilt, die sie auf dieses weiß-gelbe Konstrukt hinweisen sollen.
Nach aktuellen Informationen weisen nun auch Dreiecksständer temporär auf das Parkverbot hin. Die weiß-gelben Linien sollen künftig dann traditionell mit Schildern flankiert werden.
Zu lesen hat man übrigens generell viel, wenn man herausfinden möchte, was hier erlaubt oder verboten ist.
Obwohl die Busspur gerade mal vier Tage alt ist, hat sie schon einen deutlichen Farbverlust erlitten.
Reaktionen
Kaum ein Thema brennt den Wienern mehr unter den Nägeln als die Einkaufsstraße. Es ist das Top-Thema in der Arbeit, in der U-Bahn oder bei Freunden und sozialen Plattformen.
Zufrieden sind nur wenige. Nach einer ORF Umfrage (Stand 21.8.2013, 19:30) sind nur knappe 23% mit der Lösung glücklich. 35% waren mit der Mariahilferstraße wie sie vorher war glücklicher, 25% wünschten sich eine reine Fußgängerzone und 17% sehen ein einziges Chaos.
Dem entsprechend gibt es auch heftige Reaktionen in Tageszeitungen:
Eine Woche später bleibt die Mariahilfer Straße weiter mit Negativschlagzeilen präsent:
Presse-Artikel zur Mariahilferstraße:
Auch das Satireblatt "Die Tagespresse" und der Karikaturist Pammesberger widmen sich dem Geschehen:
Fazit
In Österreich ist man Neuem gegenüber nicht immer gleich unbedingt aufgeschlossen. Alles braucht seine Zeit. Wann sich das Projekt Mariahilferstraße 2.0 aus dem Versuchsstadium in Richtung Normalbetrieb bewegen wird, bleibt vorerst abzuwarten.
Zum Zeitpunkt der Erstellung des Artikels gab es laufend Änderungen am Konzept und neue Nachrichten. Es wirkt fast so, also wäre die größte und wichtigste Einkaufsstraße Österreichs eine Spielwiese der grünen Stadträtin für Stadtplanung, Maria Vassilakou, und für Stadtplaner in Ausbildung die hier ihre Experimente am lebenden Objekt durchführen können.
Eine ordentliche Planung und das Einbeziehen und Rücksichtnahme der Wiener Bevölkerung hätte vermutlich vieles von dem, worüber nun gestritten wird, noch vor dem Entstehen von Problemen verhindert.
Ein finales Fazit kann man aber fairerweise erst in einigen Wochen ziehen. Bis dahin sollte man aber möglichst große Flexibilität aufweisen und besonders nachsichtig sein.
Siehe auch