Am 20. Jänner fand erstmals in ganz Österreich eine Volksbefragung statt. Thema: "Berufsheer & bezahltes freiwilliges Sozialjahr" oder "Beibehaltung von Wehr- & Zivildienst". Das Ergebnis fiel mit 40 zu 60 deutlich für den Wehr- & Zivildienst aus. Einzig: In der Bundeshauptstadt war das Ergebnis 54 zu 46. Was sind die Hintergründe und inwiefern spielt die Medienkampagne der Wiener Regenbogenpresse ein Rolle?
Überschätzt
Nach einem "Leserbrief" Werner Faymann's an die Kronenzeitung vor den Nationalratswahlen 2008, welcher genau der Blattlinie der Zeitung entsprach, stand die Kronenzeitung Gewehr bei Fuß. Auch diesmal konnte sich die SPÖ auf "Krone", "Heute", "Österreich" & co verlassen. Man muss nicht lange suchen, denn mit Titeln wie "Die Wehpflicht ist völlig absurd" (Kronenzeitung, Titelblatt vom 30. Dezember 2012) war die Marschrichtung klar festgelegt.
Doch die lauteste Kampange nützt nichts, wenn sie gegen den Bauch und Herz der Bevölkerung geführt wird. Werner Faymann und die "Krone"-Erben haben dafür nun die Gewissheit. So war es heute im Leitartikel der "Presse" vom 21. Jänner 2012 zu lesen.
Zwei Tage vor der Volksbefragung äußerte ich mich noch skeptisch, wie sehr der Einfluss der Kleinformate das Wahlverhalten der Österreicher dominieren wird.
Tatsächlich erkennt man in Wien, wo diese Zeitungen an jeder Ecke und in jeder U-Bahn-Garnitur mehrfach erhältlich sind, ein anderes Ergebnis als im Rest des Landes (mit Ausnahme des Nord-Burgenlandes): In der Bundeshauptstadt stimmten 54 für ein Berufsheer und 46 für die Wehrpflicht.
Selbstverständlich darf man niemals nie Korrelation und Kausalität miteinander verwechseln. Es wird auch nicht gelingen in die Köpfe der Leute "hineinzusehen" um rauszufinden ob nun aus eigener Überzeugung in Wien anders gewählt wurde oder ob es doch die eine oder andere Gratis-Tageszeitung war, die die Meinung verändert bzw. zu einer Überzeugung gemäß Blattlinie geführt hat. Es schadet auf der anderen Seite aber nicht, die Berichterstattungen der Medien im Kontext einer Wahl kritisch zu betrachten.
Ausblick
Erleichtet zeigte ich mich als ich kurz nach der ersten Hochrechnung feststellen konnte, dass die Macht der Regenbogenpresse doch nicht grenzenlos ist.
Bedenkt man jedoch, dass den Österreichern in einigen Monaten mit den Nationalratswahlen schon eine viel wichtigere Richtungsentscheidung abgerungen wird, ist diese einseitige "Berichterstattung" der Kleinformate aus der demokratie-politischen Perspektive betrachtet doch gefährlich.
Wissen schützt!
Mein Appell ist daher auch an die breite Masse:
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Auch dank dem Internet ist es noch einfacher als früher sich unterschiedliche Standpunkte anzusehen und selbst zu beurteilen.
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