Krise. Dieses Wort dominiert seit einigen Tagen und Wochen die Medienwelt. Milliarden wechseln den Besitzer, Länder bei eBay angeboten. Eigentlich wollte ich mich diesem Thema ein wenig entziehen und einfach in Ruhe abwarten, anstatt der defacto Massenpanik anzuschließen, doch dieses Thema ist zu zur Zeit omnipräsent...
... ohne die genauen Hintergründe zu kennen (die man vermutlich sowieso nicht erfahren wird) versuche ich dieses Thema distanziert zu betrachten. Ich möchte einfach mal Abwarten, was unterm Strich rauskommt, wenn sich der Nebel gelichtet hat.
Ich kann verstehen, dass (Klein-)Aktionäre verunsichert sind, haben doch manche Aktien doch massiv an Wert verloren (andere sind wiederum massig gestiegen). Nicht verstehen kann ich die Verwunderung mancher, die völlig überrascht sind, das Aktien auch an Wert verlieren können. Wenn es bei Aktien nur nach oben gehen könnte, würde vermutlich jeder Aktien kaufen - Das kann nicht funktionieren. Aber wäre anderseits nicht gerade jetzt vermutlich der beste Zeitpunkt Aktien zu kaufen...?
Wie Eingangs schon erwähnt, möchte ich darauf nicht weiter eingehen, allerdings eine Frage stellen:
Aus welchem Jahr stammt folgendes Gedicht?
Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.
Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!
Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.
Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.
Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!
Soll man das System gefährden?
Da muß eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.
Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.
Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!
Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.
Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.
Wer auf das Jahr 2008 getippt hat, hat sich um 78 Jahre verschätzt:
Richtig ist 1930 von Kurt Tucholsky, "Die Weltbühne".
Quelle: w:o - Hommage an Kurt Tucholsky: Wenn die Börsenkurse fallen...
Die Zeiten ändern sich (leider) nicht wirklich - Die Welt dreht sich dennoch weiter