Mein Erlebnisbericht für meinen allerersten Marathon! Fotos folgen, sobald welche veröffentlicht werden! Hier der Rohbericht! UPDATE: Gruppenfoto
Einleitung
Heute habe ich es geschafft, ein Ziel, dass ich über 1,5 Jahre vor Augen hatte: Einen vollen Marathon.
Doch was bedeutete es 42.195 Meter am Stück zu laufen? Was bedeutet es eine so genannte „Marathon-Leistung“ zu vollbringen? Oder ist das gar Hochstapelei?
Keinesfalls! Wer selbst schon mal einen Marathon bewältigt hat, weiß wovon ich spreche.
Das Marathon-Training
Da ich mir selbst als „unerfahrener“ Läufer keinen Trainingsplan für einen Marathon zugetraut habe, habe ich mir einen aus dem Internet geholt und voll durchgezogen. Einzige Ausnahmen waren Krankheiten, oder mein „leichter“ Muskelfaserriss, nach dem Silvesterlauf.
Ich bin bei Wind & Wetter gelaufen, sei es bei Schneetreiben im Frühjahr, Gewitter, Regen, Nebel oder bei strahlendem Sonnenschein.
Mein Trainingsplan war für 20 Wochen ausgelegt, mit entsprechenden Vorraussetzungen - Zu Anfang mit vier Lauftagen, nach acht Wochen zu je fünf Trainingseinheiten aufgeteilt.
Es war oft ein mühsamer Prozess sich für die teils sehr intensiven Trainingsläufe zu „motivieren“: 10km in 47min, 20 Intervalle mit je 1km in 5 Minuten 20 Sekunden oder 30km in 3 Stunden und 8 Minuten.
Teilweise, und das muss ich offen eingestehen, bin ich stark demotiviert weggelaufen in der Hoffnung bald wieder zu Hause zu sein.
Mit über 60 Trainingseinheiten, speziell für den Marathon, hat man aber immerhin ein gutes Gefühl im Hinterkopf, ordentlich was gemacht zu haben.
Der Tag davor
Trotz des vielen Trainings, bekommt man doch ein wenig Respekt vor dem nächsten Tag. Ich habe versucht so gut es ging viel kalorienreiche Kost zu konsumieren. Dabei war zum Beispiel ein Riesen-Puten-Wienerschnitzel mit Pommes und am Abend, ohne aber Hunger zu haben, noch eine Lasagne-Bolognse.
Ich bin zum Austria-Center gefahren, wo ich meine Startnummer (5422) und den Chip geholt habe. Habe mir die Laufmesse ein wenig angesehen und Ideen für die nächsten Läufe geholt.
Ich habe zwar versucht mich ein wenig zu schonen, allerdings habe ich dann erst wieder relativ viel gemacht, was sicherlich nicht förderlich war.
Nichts desto trotz ging auch dieser Tag vorbei und die Nacht brach herein. Im Bett liegend – nachdenklich – war es sehr schwierig für mich einzuschlafen. Ich wurde doch irgendwo nervös, mich quälten Gedanken, es vielleicht doch nicht zu schaffen.
Irgendwann gegen ein Uhr früh oder noch später, muss ich dann wohl eingeschlafen sein.
Vor dem Start
Gegen 6 Uhr bin ich wieder aus dem Bett um gleich frühstücken zu gehen – Gibt es doch eine „Regel“: Drei Stunden vor einem Lauf nichts mehr essen. Ich habe einfach ein Kuchen gegessen und ein Schokoriegel mit Nüssen als kleine Kalorienbombe vor dem Lauf.
Da ich in der Früh aber normalerweise nichts essen kann, war das ganze relativ schwer für mich – Hierbei wird mir oft schlecht. Dass sollte heute nicht anders sein - Kopfweh machte sich zusätzlich breit. Eigentlich kein besonders guter Start in den Tag.
Davon abgesehen hab ich dann auch noch die „falsche“ Hose erwischt und habe die Mittelstreckenhose anstatt der wesentlich kürzeren Marathonhose erwischt (Das macht sich nach dem Lauf erst so richtig in Form von „geriebenen Wölfen“ bemerkbar).
Es ging mit der U-Bahn zum Startbereich. Nach und nach stiegen immer mehr Leute mit Startnummern in die U-Bahn ein.
Im Startbereich beim Donauzentrum habe ich mich in einer der zwölf Schlagen vor dem WC angestellt.
Nach getätigtem Geschäft, bin ich zum Start gegangen. Es fehlten nur wenigen Minuten auf 9 Uhr, dem Startschuss.
Ich ordnete mich gemäß meines Starterblocks, Schwarz B2, ein.
Vor der Reichsbrücke warteten mehr als 15.000 Läufer auf den Startschuss.
Es war unglaublich, diese Massen, einfach unvorstellbar!
Im Marathonstarterblock wirkte das ganze für mich, wie kurz vor Kriegsausbruch. Denn alle wünschten einander noch viel Glück und in meinem Block „der Marathonerstläufer“, war in vielen Gesichtern ein wenig Furcht anzusehen. Frauen wünschten ihren Männern, und natürlich auch umgekehrt, noch viel Glück, aber so, als ob sie „Lebe wohl“ sagen wollten.
Der Start
Um Punkt 9 fiel der Startschuss. Die Massen setzten sich erstaunlich schnell in Bewegung, der Start war zweigeteilt:
Auf der linken Seite der achtspurigen Reichsbrücke, auf der auch ich war, waren die Starter die noch keinen Marathon gelaufen sind. Auf der rechten Seite war die „Lauf-Elite“, die schnellen Marathonläufer und die Staffelläufer.
Der Streckenverlauf war die ersten Kilometer zweigeteilt – Erst nach dem Kreisverkehr beim Praterstern trafen die beiden Blöcke einander.
Anders als ursprünglich geplant, habe ich mich nun doch um entschieden: Anstelle von „auf Zeit zu laufen“ auf „auf Puls zu laufen“ – Ich schaltete daher die Modi meiner Uhr durch, bis ich nur Tages-Uhrzeit und Puls hatte. Ich nahm die Konsequenz in Kauf nicht in der Wunschzeit von unter vier Stunden ins Ziel zu laufen. Ich wollte damit einen Erfolg unbedingt sicherstellen und ein vorzeitiges Ausscheiden unterbinden. Immerhin kommen nur drei von vier Läufern ins Ziel und ich wollte einfach nicht dieser vierte sein!
Die ersten Kilometer
Es ging nach dem Praterstern auf die Prater Hauptallee, eine schier endlose Strecke, langweilig und eintönig. Es waren anfangs so viele Läufer, dass man echt aufpassen musste. Ich selbst wurde leider auch ein paar Mal (unabsichtlich) getreten.
Die ersten 10km hab ich gar nicht so richtig wahrgenommen, da ich irgendwie einfach damit beschäftigt war, aufzupassen. Ehe ich mich versah, war ich auch schon am Parkring, lief bei der Staatsoper vorbei runter zum Naschmarkt.
Bei der linken Wienzeile lichteten sich ein wenig die Massen und man hatte endlich sein eigenes „Laufarial“. Hier habe ich das erste Mal begonnen darüber nachzudenken, ob ich da gerade etwas Sinnvolles mache?
Es ging weiter bis zum Schloss Schönbrunn in Hietzing:
Auf der Mariahilfer-Straße habe ich dann ein wenig Probleme beim Laufen gehabt – aber nichts sonderlich Erwähnenswertes.
Links und rechts säumten viele Leute die Straße, es gab über viele Kilometer verteilt „Jesus Jünger“ die gesungen und auf der Gitarre gespielt haben – Sie hielten ein Transparent mit der Aufschrift „Mit Jesus läufts besser“. Ich muss zugeben das hat mich ein wenig irritiert.
Was mir besonders gefallen hat, war das ganz junge Publikum – In einem Jubelrausch verfallen haben sich die kleinen Racker die Seele aus dem Hals geschrieen, so als ob es kein Morgen gäbe. Viele hatten ihre Hände ausgestreckt zum Abklatschen – Dieses Angebot habe ich natürlich angenommen und zahlreiche Leute „abgeklatscht“.
Halbzeit
Für die Halbmarathonläufer war hier Schluss, sie konnten bereits am Heldenplatz einlaufen! Doch nicht für mich, sorgten ein wenig irreführende Schilder bei der Gabelung noch für Verwirrung, bin ich am Parlament vorbei und bei der Liechtensteinstraße raus bis zum Franz-Josef-Bahnhof.
Am Weg dorthin stand zu meiner Überraschung der ehemalige Abgeordnete zum Nationalrat Herbert Haupt und applaudierte den Marathon-Läufern.
Ab der 24. Kilometermarke wurde es dann richtig mühsam. Es ging die Donaustraße und die Schüttelstraße entlang. Sie war außerordentlich eintönig, nur der Name der Straße änderte sich.
Der Marathon beginnt...
Wenn man Informationen zum Marathon liest, stoßt man fast durchgehend auf Meldungen wie „Der Marathon fängt erst bei Kilometer 30 an“, oder nach einer bestimmten Kalorienanzahl „schlägt der Mann mit dem Hammer zu“ und ähnliches Angst bereitendes.
Man kann sich dazu aber nichts Näheres vorstellen.
Etwas demotiviert von der Schüttelstraße kam erschwerend hinzu, dass auf der anderen Seite bereits die Leute entgegen kamen die bereits bei Kilometer 38 waren.
Nichts desto trotz bin ich weiter gelaufen. Gelaufen bis zum Ernst Happel Stadion. Ich hatte den besagten Kilometer 30 erreicht.
Ich habe Radio gehört in dem bereits die Interviews der Gewinner des Marathons zu hören war und das drückte ordentlich aufs Gemüt.
Doch ich lief weiter.
Als es wieder auf die Prater Hauptallee ging spürte ich es, der Marathon beginnt: Mich quälten ab nun permanent Gedanken wie „Lass es bleiben“, „Pfeif drauf“, „geh vielleicht ein wenig“
Es war für mich der Horror schlecht hin, waren doch immer noch 12km zu laufen.
Doch ich lief weiter.
Ungefähr bei Kilometer 35 habe ich dann das Tempo reduziert um zu trinken, hierbei wurde ich von einem Staffelläufer aus der Kammer überholt.
Nach dem ich ausgetrunken habe, erwischte ich mich bei dem Gedanken einfach weiter zu gehen – Ich konnte mich aber selbst motivieren wieder zu laufen.
Es ging WIEDER auf die Schüttelstraße, aber immerhin jetzt auf der „richtigen“ Seite. Es war aber extrem mühsam, da ich das Stück drei Mal gelaufen bin und die Landschaft nichts Neues bot.
Einen „Mann mit dem Hammer“ habe ich zwar nicht bemerkt, allerdings ist es wirklich zwischen Kilometer 30 und 37 extrem schwer gewesen mich zu motivieren.
Die letzten Kilometer
Kurz vor Kilometer 39 ging es über die Zollamtstraße dann wieder zum Ring – Ich war völlig fertig, aber nun wieder motivierter – Denn ich wusste, wenn ich jetzt noch durchhalte, habe ich es geschafft. Dennoch kam mir der Parkring wesentlich länger vor, als wie ich ihn bei Kilometer 10 gelaufen bin.
Doch ab jetzt halfen die vielen Zuschauer. Ab dem Schwarzenbergplatz waren so viele Leute die einen angefeuert haben, dass es echt für die letzten Kilometer echt ausgereicht hat.
Als ich die Hofburg sah, waren alle 42km vergessen und ich konzentrierte mich auf die letzten 195 Meter.
Ich lief mit offenen Armen, die Hände in der Luft ins Ziel!
Nach 4 Stunden und 18 Minuten hatte ich es geschafft – Mein erster Marathon war bewältigt!
Ich benötigte unglaubliche 5060 Kalorien – Die Zeit war zwar leider über vier Stunden, dafür lag mein Pulsschnitt bei nur 163.
Im Ziel
Im Ziel angekommen, wurde man weiter geschickt, schließlich kamen ja noch viele Läufer nach.
Etwas vernichtet nahm ich die Finisher-Medaille entgegen und ging weiter zum Innenhof der Hofburg. Hier bekam man ein Plastiksack in dem man sich einwickeln konnte.
Erst jetzt bemerkte ich die Auswirkungen die ein Marathon mit sich bringt, ich habe mir zu Trinken genommen und mich auf den Pflasterboden hingelegt.
Wenngleich der Lauf das Anstrengenste war, was ich je in meinem Leben gemacht habe, war es sogleich einer der glücklichten Momente! Ich fing vor Freude sogar zu weinen an und konnte gar nicht aufhören. Das letzte bisschen Flüssigkeit, floss in Form von Tränen über mein mit Salz leicht „verkrusteten“ Gesicht. Dieser Moment war einfach so überwältigend für mich, dass ich einfach gar nicht anders konnte.
Ich habe keine Ahnung wie lange ich auf dem Boden des Heldenplatzes lag, aber es müssen schon einige Minuten gewesen sein. Ich habe dann angefangen, alle „Anfragen“ abzuarbeiten, die wissen wollten, wie es mir ging!
Danach
Nachdem ich mich wieder ein wenig gefangen habe, bin ich leicht gehindert zur U-Bahn Station Volksgarten „gegangen“ und fuhr nach Hause.
Es war irgendwie „geil“. Viele bewundernde und neidische Blicke kassierte man, als man einfach die Stationen an sich vorbei rauschen lies.
Es gingen mir einige Momente aus dem Marathon durch den Kopf und ich wollte/konnte zuerst gar nicht richtig aussteigen – Aber es war fast schon wieder atemberaubend zu sehen, wo man überall gelaufen ist – Immerhin fuhren U3 und U6 teile der Strecke ab.
Ich kam ziemlich schnell nach Hause und legte mich in die Badewanne und gleich darauf ins Bett. Nach ein wenig ausruhen und zwei Stunden schlaf habe ich mich wieder aufgerafft und habe viel gegessen!
Fazit
Ich hoffe eine nachvollziehbare Darstellung wiedergegeben zu haben, dennoch muss ich dazu sagen – Wer noch keinen Marathon gelaufen ist, der kann es einfach nicht nachvollziehen! Es geht einfach nicht…
Die viel zitierte „Marathon-Leistung“ für „übermenschliche“ Tätigkeiten ist keinesfalls überzogen, es ist einfach etwas, was man nicht einfach nicht so nebenbei machen kann – Man muss viel trainieren und vor allem geistig stark – Aber immerhinkann ich jetzt mit Gewissheit sagen: Mein innerer Schweinehund ist heute gestorben!
UPDATE vom 12. Mai 2006:
Hier das Gruppenfoto von allen Läufern aus meiner Abteilung die ebenfalls mitgelaufen sind:
Dank geht auch an unseren Sponsor:
Weitere Fotos folgen im Fotoalbum nächste Woche