Stellungnahme zum Wahlausgang

Aufgrund des schlechten Wahlausganges erreichten mich einige Mails sowie Anrufe und es gab bereits zahlreiche Gespräche. Stellvertretend für all diese Kontakte möchte ich hiermit auf ein Email mit meiner persönlichen Meinung darauf reagieren.

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Folgende Email habe ich von einem Interessierten erhalten:

Hallo Dominik!

Ich weiß, wer den Schaden hat, hat meist auch den Spott. Der Vorwurf, dass die Funktionäre der ÖVP nicht gerannt wären trifft auf Dich zumindest nicht zu :-))

Abseits aller polemischen Bemerkungen finde ich es schade, dass es jetzt wieder eine große Koalition geben wird weil da erfahrungsgemäß nichts weiter geht.
Nur falls Du mal ein wichtiger Politiker oder gar Minister wirst: wenn Du Typen wie mich als Wähler gewinnen willst braucht es Inhalte und Konzepte.
 
Was war mit der Debatte über Energieversorgung (ja, weiß schon in Österreich kommt der Strom aus der Steckdose), Sicherheit, Europa, Bildung, Integration,
Steuerrecht, Budgetsanierung, Gesundheitsvorsorge ...????

Ich kann nur festhalten, dass ich die ÖVP nicht gewählt habe, weil ich es bitter fand, dass es gar keine in der Öffentlichkeit wahrnehmbaren Antworten auf die Fragen gab, die uns in den nächsten Jahren beschäftigen werden. Dass "er es besser kann" oder "unser Kanzler" reicht mir einfach nicht. Ich fand das schon vor Jahren beim letzten Vranitzky Wahlkampf so unsäglich dass schlichtes "Kanzler sein" als Qualifikation ausreicht.
 
O.K., ich beruhige ich mich schon wieder ;-) und wünsche Dir eine schöne Woche.
 
Grüße,

Eins vorne weg: Es handelt sich hierbei um meine persönliche und private Meinung zum Ausgang der Wahlen

Lieber Leser,

Ich möchte die Antwort in einige Bereiche gliedern, da ich damit auch gleich die Anfragen der anderen damit bediene.

Wahlkampf
Deine Entscheidung kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.
Nicht weil ich ein eingefleischter Bürgerlicher bin, okay, das vielleicht auch, aber ich denke man muss bei einer Wahl unterscheiden wer und was hinter der ganzen Werbung steckt und dem "wie toll die Werbeplakate sind". Letzteres hat für mich nur reine marketingmäßige Relevanz und mir geht’s um mehr als um Marketing. Klar ist Marketing extrem wichtig, nur ich war schon immer ein Pragamatiker für den das Ergebnis zählt, nicht die Verpackung. Marketingleute können einem einfach alles verkaufen, egal ob die Qualität passt.
Ich finde es nicht gut, eine Partei die Stimme zu geben, die die bessere Werbung macht. Noch dazu, weil der SPÖ Wahlkampf beinahe ausschließlich aus einer  "ÖVP ist böse" Wahlstrategie bestand.

Leider kann man in einer Werbung, echte Themen so gut wie nicht unterbringen, weil der Sachverhalt einfach zu komplex ist. Die Grünen haben das zwar ein wenig versucht, aber schlussendlich haben sie österreichweit gerade mal 1.900 Stimmen mehr bekommen als 2002 (Stand 2. Oktober 2006).

Reinhold Lopatka, ÖVP Werbestratege, den ich oft gesehen habe und mit dem ich jetzt doch schon das eine oder andere Wort gewechselt habe, hat einen sehr sauberen Wahlkampf geführt. Ich als Mensch kann es viel besser mit meinem eigenen Gewissen vereinbaren, einen positiven Wahlkampf zu führen:
Daher: "Österreich. Erfolgreich.".
Ich war in der letzten Woche viel unterwegs und habe die Stimmung der Leute eingefangen: Die ÖVP hatte bei den Wählern einen Wohlfühlfaktor, das merkte man auch bei den Veranstaltungen. Viele Leute sind auf uns und auch auf mich zugangen und teilten uns ihre Freude mit dass wir da sind - Es gab viel Lob und Leute begrüßten die Politik der ÖVP der letzten Jahre.

Leider sahen das viele andere Österreicher gestern nicht so - Ich bin mir sicher, dass der nächte Wahlkampf vollgepumpt mit Emotionen, Schmutzkübel und populären Themen analog zu "wie ich wähle Grün, weil ich keinen Atomstrom will", "Daham statt Islam", "Ich will keine zwei Klassenmedizin", sein wird.

Das macht mich einfach traurig, weil die Leute anscheinend so etwas brauchen und dabei nicht merken, dass sich die Gesellschaft selbst geißelt.

Kompetenz
Warum ich weiterhin voll und ganz hinter der ÖVP stehe kann ich in einem Wort zusammenfassen: Kompetenz.

Keiner anderen Partei in diesem Land traue ich es zu, Probleme besser zu lösen als der Volkspartei. Dieser Eindruck hat sich bei mir besonders bei der Wahl 2002 erhärtet, da sie aus einer schwierigen Lage heraus, seien es die Sanktionen gegen sie, den dritten Platz etc. dennoch unpopuläre Dinge wie die Pensionsanpassungen gemacht hat.
Einfach auch Dinge die die SPÖ nie tun würde, obwohl sie gemacht werden müssen.

Die Parteien am Rande, als FPÖ/BZÖ und den Grünen werfe ich schlicht Utopie vor:
Die Grünen wollen viele Gebühren abschaffen, zb Studiengebühren.
Ohne dabei zu erwähnen wie das finanziert werden soll - Eine Aussage war: Das Geld verwenden, welches bei den Abfangjägern gespart wird.
Hierzu gleich drei Dinge:
  1) Die Abfangjäger sind gekauft und kann man diese
      nicht einfach beim Händler um die Ecke verkaufen.
      Davon abgesehen: Stornogebühren hast du bei
      jedem kleinerem Hotel, gewiss auch bei einem
      Geschäft dieser Größe.
  2) Die Neutralität schreibt Souveränität zu Boden,
      Wasser und Luft vor
  3) Die Finanzierung der Abfangjäger kosten einmalig
      soviel, wie die der Staat jedes Jahr für die
      Unterstützung der Schiene zahlt

Die Grünen wollen keinen Atomstrom - Schön, will ich ehrlich gesagt auch nicht, ich glaube niemand in Österreich. Das heißt: Mehr Wasserkraftwerke sind notwendig, Naturschutzgebiete müssen dafür aufgehoben werden, auf freien Flächen Windkraftwerke errichtet und die Solartechnologie gefördet (mit welchem Geld?)

Die FPÖ stellt die Ausländer Problematik in den Vordergrund:
Eine solche gibt es laut den Grünen ja eigentlich nicht so wirklich und wird von den Grünen eher stiefmütterlich behandelt. Hier schlägt voll die Kerbe der FPÖ ein. Ich persönlich finde: Es gibt eine Ausländerproblematik. Doch das ist auch schon das einzige was ich mit der FPÖ gemeinsam habe: Denn in der Umsetzung viel zu grob, viel zu unfair und einfach zu unüberlegt. Die ÖVP und auch die JVP Wien setzt hierbei auf Integration.

Große Koalition
Ich bin ebenfalls kein Fan einer großen Koalition, noch dazu von einer mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit. Allerdings ist dass das Votum der Wähler, und dieses gilt es zu respektieren. Wie der oberösterreichische Landesobmann Dr. Josef Pühringer heute bereits richtig erwähnt hat, darf man sich nicht aus der Verantwortung herausstehlen - Er fügte richtigerweise aber hinzu: Nicht um jeden Preis!

Egoistisch betrachtet, hätte eine Rot-Grüne Koalition eine zwar schmerzhafte aber reinigende Wirkung und in meinen Augen zwei Aspekte:
1) Die Wähler würden sehen, dass die Grünen und die SPÖ auch nur mit Wasser kochen können
2) Die ÖVP kann als Juniorpartner nur schwer in den nächsten Wahlkampf gehen, weil sie sich erst wieder glaubwürdig von der SPÖ distanzieren muss.

Bei einer großen Koalition würde meiner Einschätzung nach das Lager rechts außen besonders gestärkt werden. Das empfinde ich besonders nach Strache's Auftritt am Victor-Adler-Markt vom Freitag den 29.9.2006 besonders beängstigend, da ich hier beim Stand der ÖVP weniger hundert Meter entfernt war und "mitlauschen durfte".

Zukunft
Für mich ist die Zukunft am Wichtigsten. Ich bin ein einfaches Mitglied der Jungen ÖVP und kann daher in einem eher regionalen Umfeld mitwirken - aber immerhin! Aber auch, weil ich einfach (noch?) ein politisches No-Name bin.
Ich finde den Wahlausgang weiters bedauerlich, da ich glaube das die SPÖ mit ihrem alten Denken, die Pensionen von heute erhöht, und die Jungend von morgen damit belastet.

Immerhin sieht das "meine Generation" auch so:
Die ÖVP liegt seit 2002 klar auf Nummer 1 bei der jungen Generation, bzw der "Generation @" und hat sich 2006 weiter verbessert und liegt weit vor SPÖ und deutlich vor den Grünen, weil auch diese bereits in die Jahre kommen. Durch den natürlichen "Abgang" der SPÖ-Nachkriegs-Senioren werden sich die Verhältnisse zu Gunsten der Bürgerlichen neu verteilen.

Fazit
Ich werde auch nach diesem schlechten Ausgang der Wahl, gewiss nicht "fahnenflüchtig".
Warum? Ich passe den ÖVP-Werbespruch einfach etwas an:
Weil wir es können!

Lieben Gruß und danke für dein Interesse,
Dominik

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